O – Orientation (Modellausrichtung)
Definition:
Orientation bezeichnet die bewusste Ausrichtung eines 3D-Modells auf der Bauplatte vor dem Druck. Dabei wird bestimmt, welche Flächen nach oben, unten oder zu den Seiten zeigen. Diese Entscheidung beeinflusst fast jeden Aspekt des Drucks: von der Stabilität über die Oberflächenqualität bis zum Materialverbrauch und der Druckdauer.
Einfluss auf Druckqualität
Die Ausrichtung hat direkten Einfluss auf sichtbare Flächen. Flächen, die nach oben zeigen, werden in der Regel sauberer und glatter, da sie keinen direkten Kontakt zu Stützstrukturen haben. Liegen kritische Oberflächen auf Überhängen oder müssen auf Stützen gedruckt werden, entstehen oft unsaubere Stellen, die Nachbearbeitung erfordern. Bei Modellen mit mehreren Details, z. B. Filigranstrukturen oder Schriftzügen, entscheidet die Orientierung darüber, ob diese sauber und scharf herauskommen.
Einfluss auf mechanische Eigenschaften
3D-gedruckte Teile sind anisotrop – ihre Festigkeit hängt stark von der Schichtrichtung ab. Belastungen entlang der Schichten (Z-Richtung) führen schneller zu Rissen oder Brüchen. Durch gezielte Ausrichtung kann die Lastverteilung optimiert werden: Tragende Teile sollten so gedruckt werden, dass die Belastung quer zu den Layern verläuft, während nicht belastete Flächen flexibler behandelt werden können.
Einfluss auf Überhänge und Stützstrukturen
Überhänge ab etwa 45° benötigen oft Stützen. Eine falsche Ausrichtung kann den Einsatz von Stützmaterial massiv erhöhen, was Zeit, Materialkosten und Nachbearbeitung steigert. Durch das Drehen und Kippen des Modells lassen sich kritische Winkel vermeiden und die Druckbarkeit verbessern.
Einfluss auf Druckzeit und Materialverbrauch
Die Höhe des Modells bestimmt die Anzahl der Layer: Ein liegend gedrucktes Bauteil kann weniger Layer benötigen, dafür aber mehr Stützen brauchen. Die optimale Orientation ist oft ein Kompromiss zwischen minimaler Druckhöhe, stabiler Basis und möglichst wenig Stützmaterial.
Praxis-Tipps
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Vorab prüfen: Modell im Slicer rotieren und die kritischen Flächen markieren.
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Layer und Belastung berücksichtigen: Mechanische Belastungen immer quer zu den Layern ausrichten.
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Testdrucke: Besonders bei komplexen oder großen Modellen kleine Testdrucke verwenden, um die beste Orientation zu ermitteln.
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Slicer-Hilfen: Viele Slicer (z. B. Cura, PrusaSlicer, Bambu Studio) bieten Overhang- und Stützempfehlungen. Diese Hinweise unbedingt beachten.
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Kombination mit Supports: Auch mit optimaler Orientation können manchmal Stützstrukturen nötig sein; diese sollten so gesetzt werden, dass sie leicht entfernbar sind und die Oberfläche minimal beschädigen.
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Iterative Optimierung: Orientation ist kein einmaliger Schritt – bei wiederholten Drucken desselben Modells kann sich durch kleine Anpassungen die Qualität deutlich verbessern.
Zusammenfassung
Die Orientation ist einer der wichtigsten Faktoren für erfolgreichen 3D-Druck. Sie beeinflusst Druckqualität, Stabilität, Materialeinsatz, Druckzeit und mechanische Eigenschaften des Teils. Wer sich intensiv mit der richtigen Ausrichtung beschäftigt, spart Material, reduziert Nachbearbeitung und erzielt deutlich bessere Ergebnisse – unabhängig davon, ob Anfänger oder Profi.